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Bistum Fulda

„Wir brauchen die Künstler“

1.300 Besucher bei Eröffnung der Stephan-Balkenhol-Ausstellung in Sankt Elisabeth Kassel  

Kassel. Mit etwa 1.300 Menschen war die Sankt-Elisabeth-Kirche in Kassel am Sonntagnachmittag, 3. Juni, bis auf die allerletzten Sitz- und Stehplätze besetzt. Kaum jemand verließ die über zweistündige Veranstaltung, die mit berührender Musik und nachdenkenswerten Beiträgen erstaunliche wie überraschende Blicke auf die Kunstwerke von Stephan Balkenhol in Sankt Elisabeth bot.


Eindringlich wie spektakulär begann die Eröffnung. Das „Ensemble 12“ unter Leitung von Regionalkantor Thomas Pieper brachte eine Komposition des vor allem als Romanautor bekannten Helmut Krausser zur Uraufführung. Krausser hatte auf Einladung des Bildhauers, sich in seine Ausstellung künstlerisch „einzumischen“, zwei Sonette für sechs Stimmen a capella vertont. Die Kasseler Konzertsängerinnen und -sänger Traudl Schmaderer, Jeanett Neumeister (Sopran), Michaela Krusche (Alt), Johannes An, Gideon Poppe (Tenor) und Tomás Wija (Bass) ließen Stimmen hören, die erfüllt waren vom menschlichen Miteinander und der eigenen Isolation, vom Spiel und Leid, von der Freude und dem inneren Rückzug, von temporeicher Lebenskraft und zauberhaft Tänzerisches.


Diözesanbaumeister und -konservator Dr. Burghard Preusler begrüßte die große Gästeschar um den Künstler Stephan Balkenhol, Bischof Heinz Josef Algermissen und die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Eva Kühne-Hörmann. Sein Leitgedanke für die Eröffnung: „Kunst bindet aneinander oder distanziert voneinander, wie wir immer wieder lernen.“


Bischof Algermissen betonte bei seiner Eröffnungsansprache, die Kirche „brauche die Kunst“, und gleichzeitig hoffe er, dass die Ausstellung „zwischen der Kunsthalle Fridericianum und documenta-Halle eine Bereicherung für die Besucherinnen und Besucher der documenta“ sei. Er dankte Stephan Balkenhol für die „anstoßende Herausforderung“ seiner Werke in Sankt Elisabeth und wies im Konflikt mit der documenta-Leitung einmal mehr die Kritik an der Turmfigur und der Ausstellung vehement zurück. Eva Kühne-Hörmann, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, verteidigte in ihrem Eröffnungsgrußwort die Freiheit der Kunst. Sie warb für Toleranz und Dialog. Den will auch der Künstler Balkenhol. Nach dem „Bilderstreit“ wolle er gerne eine „riesen Friedenspfeife mit Frau Christov-Bakargiev rauchen“.


Dann dauerte es nur ein paar wenige Sätze, bis in der berstend voll besetzten Sankt Elisabeth-Kirche eine Aufmerksamkeit und Stille entstand, in der man die berühmte Stecknagel hätte fallen hören. „Jeder Mensch ist ein Warum“ war einer dieser Sätze, mit denen Pater Elmar Salmann OSB die Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann schlug. Die Ansprache des Benediktinermönchs und Professors für Theologie und Philosophie beschäftigte sich mit dem „ausgestellten Menschen“ in den Werken von Stephan Balkenhol, eine Kunst, die herausfordert, weil sie, so Salmann, „einem Unsagbaren, das schlecht in Worte zu fassen ist, eine Gestalt gibt.“ Mit humorvoller Genauigkeit und glaubwürdiger Bescheidenheit entwickelte Pater Salmann seine Gedanken zum Werk Stephan Balkenhols. Der Dialog zwischen Kirche und Kunst sei wie eine Tiefenbohrung aus zwei Richtungen. Ob man sich treffe, sei ungewiss. „Aber vielleicht sind Klopfzeichen zu hören.“ Der Applaus am Schluss wollte nicht enden.


Der Kunstwissenschaftler und Künstler Bazon Brock erklärte in seiner Schlussrede den „Mann im Turm“ von Stephan Balkenhol als Symbol für die Freiheit der Kunst, die durch den Turmfigurenstreit in Frage gestellt worden sei und von der Kirche verteidigt würde, wie Bazon Brock. Das sei ein historischer Moment, so der langjährige Initiator der documenta-Besucherschule.


„Lieber Stephan Balkenhol, Ihr künstlerisches Schaffen regt uns zu so vielen Gedanken und Gefühlen an. Schenken Sie uns heute zumindest ein temporäres Abschlusswort!“, lud Projektleiter Christoph Baumanns, der die Eröffnungsveranstaltung moderierte, den Künstler zum Abschluss ein. Balkenhol dankte der Kirche für ihr Vertrauen in seine Arbeit, für die freie Hand, die ihm gelassen wurde, für die Standfestigkeit im Bilderstreit und für die Gastfreundschaft, mit der die Kirche seinen Arbeiten in Sankt Elisabeth Raum gibt: „Ich hoffe für diese Ausstellung auf Verbündete und Sympathisanten im Himmel und auf Erden. Auch die Kritiker sind willkommen, denn es zeichnet Kunst aus, wenn sie polarisiert. Ich hoffe, dass der Funken überspringt, auf viele wache, erfahrungsoffene Besucherinnen und Besucher und wünsche Kassel einen spannenden und anregenden Kultursommer!“


Ausstellungsdaten:
Bis zum 18. September steht Sankt Elisabeth täglich für Besichtigungen geöffnet (11 bis 20 Uhr, sonntags 12 bis 20 Uhr). Führungen finden mittwochs und samstags (16:30 Uhr), sonntags (15) und nach Vereinbarung statt. Neben der Ausstellung gibt es ein Veranstaltungsprogramm mit Musik und Vorträgen. Info-Telefon: 0561/16746. Informationen unter www.katholische-kirche-kassel.de/stephan_balkenhol.


„Auf eine halbe Stunde Musik“
Zur Ruhe kommen – dem ist die halbe Stunde Musik gewidmet, die jeweils mittwochs ab 18 Uhr live in Sankt Elisabeth erklingt. Studierende der Musikakademie der Stadt Kassel und Kasseler Musiker bringen Stücke zur Aufführung, die sie speziell für die Ausstellung von Stephan Balkenhol auswählen. Den Anfang macht der Klavierstudent Suk-A Kim aus der Klasse von Joachim Kirschner, der am 6. Juni mit Klaviersonaten von Joseph Haydn und Intermezzi von Robert Schumann zu hören ist. Der Eintritt ist frei. Internet:: www.katholische-kirche-kassel.de/musik.


Vortragsreihe „Mensch Kunst Kirche“
Wie werden Stephan Balkenhols Skulpturen auf den Kirchenraum reagieren? Was unterscheidet einen Ausstellungsraum vom sakralen Raum? Wie steht es um die komplexe Beziehung zwischen Kirche und Kunst, zwischen katholischem Anspruch auf Verkündigung und ‚Freiheit der Kunst’, zwischen Gläubigen und provozierenden Kunstwerken? Welche Wirkungen haben die vielfältigen Themen, die die documenta 13 anschlägt? Wer ist der „schöpferische Mensch“? Das sind nur einige der Fragen, die besten Stoff fürs Vor- und Nachdenken, für Gespräche, Debatten und Diskussionen bieten. Mindestens 15 Gelegenheiten, diesen Stoff intensiv zu besprechen, eröffnet die Vortragsreihe zur Balkenhol-Ausstellung zur richtigen Zeit am richtigen Ort: immer sonntags, 16:30 Uhr, Sankt Elisabeth (nur am 16.9. nicht). Der Eintritt ist frei. Internet: www.katholische-kirche-kassel.de/vortraege.


Die Vortragsreihe startet am Sonntag, 10. Juni, mit Erhard Christiani. In seinem Vortrag „Kunst – was ist das? Versuch einer Definition“ beschäftigt sich Christiani mit den Kunstbegriffen im Wandel der Zeiten, mit der Kunst in Relation zur Ästhetik und den Unterscheidungsmerkmalen von Kunst oder Nicht-Kunst. Zur Person: Erhard Christiani war Schüler von documenta-Gründer Arnold Bode und jahrelang sein engster Mitarbeiter. Christiani beschäftigt sich mit Architektur, Design, Kunstgeschichte, Physik, Bildender Kunst, Kunsttheorie. Er kuratierte Ausstellungen, richtete große und kleine Museen in Deutschland ein, hatte zahlreiche Ausstellungen eigener Werke im In- und Ausland. Im Auftrag des Goethe-Institus war er auf Vortragsreisen und hielt Gastvorlesungen in den USA. 1999 war Christiani Mitglied der Jury, die Stephan Balkenhol den 1. Preis zur Realisation des Seemannsarms vor dem Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven zuerkannte.

05.06.2012


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